Schwimmvereine fürchten Kombi-Bad-Pläne

v.l.: Frank Tubbesing (DLRG Emsdetten), Andy Werland (Schwimmabteilung TVE) und Herby Brinker (Schwimmverein Emsdetten) appelieren an die Verantwortlichen, die Pläne für das Kombi-Bad noch einmal zu überdenken. Foto: Tholl

Emsdetten

Emsdetten (at). Die drei großen Emsdettener Schwimmvereine – die DLRG Emsdetten, die Schwimmabteilung des TV Emsdetten sowie der Schwimmverein Emsdetten – sehen das von den Stadtwerken geplante neue Kombi-Bad sehr kritisch: Ohne Sprungturm im Innenbad, dafür mit Hubboden, würden die verschiedenen Formen der Ausbildung deutlich erschwert und teils unmöglich gemacht.

„Vor rund zwei Jahren wurden wir Vereine zum Gespräch gebeten, um zu erläutern, was für den Fortbestand unserer Vereine und der darin erfolgenden Ausbildungen nötig ist. Leider wurden wir nicht genügend gehört, beachtet man nun die Pläne für das neue Kombi-Bad“, erläutert Frank Tubbesing, der 1. Vorsitzende der DLRG Emsdetten. Ihm stimmen Andy (Andreas) Werland von der Schwimmabteilung des TV Emsdetten und Herby (Hermann) Brinker vom Schwimmverein Emsdetten zu.

„Ohne 3-Meter-Sprungturm können ab dem Jugendschwimmabzeichen Bronze keine Schwimmabzeichen mehr in den Wintermonaten gemacht werden“, so Herby Brinker. Auch die Ausbildung von Rettungsschwimmern, Polizei- und Feuerwehr-Anwärtern ist dann nur in den Sommermonaten möglich, wenn der Sprungturm im Freibad-Bereich zur Verfügung steht. „Aber fünf Monate für einen Großteil der Ausbildungen reicht einfach nicht“, so Frank Tubbesing.

Gerade in den sieben Wintermonaten werden die meisten Abzeichen gemacht, und auch Rettungsschwimmer werden im Winter ausgebildet, um im Sommer aktiv werden zu können. Allein die DLRG hat im letzten Jahr 150 Rettungsschwimmer ausgebildet, 90 Jugendschwimmabzeichen Bronze und 75 Seepferdchen-Abzeichen abgenommen. 

Beim TVE werden Schwimmer vom Seepferdchen an ausgebildet, ab dem Schwimmabzeichen Silber werden auch Wettkämpfe bis hoch zur Bezirksebene durchgeführt. Aber Wettkämpfe sind für die Vereine auch nicht beziehungsweise nur deutlich eingeschränkt möglich – denn bei einem geplanten Becken von 1,30 Meter Tiefe auf der einen bis hin zu zwei Metern Tiefe auf der anderen Seite, sind Startsprünge nur noch auf einer Seite möglich.

„Und was der Hubboden soll, verstehen wir ebenfalls nicht. Ein Kursbecken, welches eine komplett gleiche Tiefe hat, ist doch unlogisch. Jetzt können sich Kursteilnehmer in den Bereich mit der für sie idealen Tiefe stellen – wenn der Hubboden kommt, müssen sowohl 1,60 Meter-Frauen als auch 1,80 Meter-Männer zum Beispiel in genau der gleichen Höhe die Übungen durchführen. Das ist doch kaum machbar“, überlegt Frank Tubbesing. Von den Wartungskosten für ein solches Kursbecken einmal abgesehen – neben regelmäßigen Wartungen an der Hydraulik muss das Becken selbst immerhin 2,60 Meter tief mit Wasser gefüllt werden, während der Hubboden auf maximal 1,80 Meter Tiefe gefahren werden kann. „Also wird massig Wasser gewärmt und umgewälzt, welches effektiv gar nicht genutzt wird“, sagt Herby Brinker.

Je wärmer der Sommer, des­to schwieriger wird zudem das Training in dieser Zeit. „Wenn das Schwimmbad voll mit Freizeitschwimmern ist, können wir kaum bis gar nicht trainieren. In der Regel legen wir dann schon unsere Trainingszeiten auf später abends und früh morgens. Das ist aber für Kinder meis­tens zu kalt – eine adäquate Jugendschwimmabzeichen-Ausbildung ist also kaum möglich“, erläutert Andy Werland. Frank Tubbesing ergänzt: „Zudem müssen wir drei Vereine uns dann noch weniger Trainingszeiten teilen – damit ist doch niemandem geholfen.“

Dass in Emsdetten und dem weiteren Umkreis Bedarf an den Ausbildungen besteht, zeigen die jährlich steigenden Anmeldezahlen. Der Schwimmverein Emsdetten hat bereits Wartezeiten von fast zwei Jahren. Alle drei Vereine haben in der Woche rund 1.000 aktive Schwimmer – eine Zahl, die sich sehen lassen kann. „Wir wünschen uns ein attraktives Bad für alle – dazu gehören auch ein Sprungturm im Hallenbad mit einer entsprechenden Tiefe von 3,80 Meter. Wir hoffen, dass unser Anliegen bei den Planern noch Gehör findet“, sagen alle drei Vereins-Vertreter abschließend.

Übrigens: Auch von den Rektoren der Emsdettener Schulen gibt es bereits einen Brief an die Verantwortlichen, dass ein Sprungturm im Hallenbad auch für die Schwimmausbildung an den Schulen vonnöten ist.

Stellungnahme der Stadtwerke

Auf Nachfrage unserer Redaktion zum geplanten Kombi-Bad für Emsdetten, antwortet Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen B. Schmidt: „Richtig ist, dass der Aufsichtsrat entschieden hat, ein Bad zu bauen. Richtig ist auch, dass beim jetzigen Stand der Planung eine Sprungturmanlage am Außenbecken vorgesehen ist. Wie Sie richtig geschildert haben, liegt eine umfangreiche Stellungnahme der Emsdettener Schulen vor; außerdem haben sich Vereine zu Wort gemeldet.

Selbstverständlich wird sich der Aufsichtsrat mit dem Thema und auch mit den aktuell vorgebrachten Argumenten befassen. Wann und in welchem Umfang dies stattfinden wird, kann ich Ihnen derzeit noch nicht sagen.

Natürlich gehört zur Realisierung eines erfolgreichen Badprojektes auch der Dialog mit den unterschiedlichen Interessengruppen. Diesen Dialog werden wir weiterhin führen. Klar muss aber auch sein – und das ist in demokratischen Prozessen ja immer der Fall – dass hier und dort auch Kompromisse gefunden werden müssen, um eine tragfähige Gesamtlösung für die Allgemeinheit zu finden.“

 


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