Taufen in der Osternacht

Serge Sperling (links) sowie Sylvana Meller und ihr Mann Jirko (fehlt auf dem Foto) und ihre Kinder Lenny und Mia werden in der Osternacht von Pfarrer Markus Thoms in der St. Anna-Pfarrkirche getauft. Foto: Markus Gehring

Emsdetten

Neuenkirchen (pbm/gun). Die entscheidende Frage stellte der achtjährige Lenny beim Mittagessen: „Warum sind wir eigentlich nicht getauft?“. Sylvana Meller und ihr Mann Jirko schauten erst sich an, dann Lenny und seine fünfjährige Schwester Mia: Ja, warum eigentlich nicht?

In ihrer Kindheit und Jugend in Templin in Brandenburg hatte der Glaube keine große Rolle gespielt. Das änderte sich, als die Mellers im Jahr 2000 nach Neuenkirchen zogen und durch Kindergarten und Schule immer mehr Kontakt zur Pfarrei hatten: „Wir glauben an Gott“, sagen sie heute mit Überzeugung. Und weil sie das öffentlich bekennen möchten, lässt sich die ganze Familie in der Osternacht am Samstag (15. April) um 21 Uhr in der St. Anna-Pfarrkirche katholisch taufen. 

Gleichzeitig empfangen die Eltern zum ersten Mal die Kommunion und werden gefirmt. Ihre Ehe bekommt außerdem den kirchlichen Segen.

Mit den Mellers wird auch Serge Sperling in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Der 24-Jährige hat schon lange mit dem Gedanken gespielt – doch irgendwie kam immer etwas dazwischen. Als Schüler des bischöflichen Arnold Janssen-Gymnasiums nahm Sperling ganz selbstverständlich am Religionsunterricht teil. Die Geschichten über Gott faszinierten ihn. Den Wunsch, sich taufen zu lassen, schob er aber auf. Mit dem Abitur in der Tasche ging es zum Studium ins Ausland: „In dieser Zeit war das Thema für mich nicht mehr so aktuell.“ Und es gab auch Phasen, ist Sperling ehrlich, „da habe ich an der Kirche gezweifelt“.
Nach zwei Semestern kehrte der junge Mann, der als Fünfjähriger mit seinen Eltern aus Russland gekommen war, zurück nach Neuenkirchen. Während seiner Ausbildung als Erzieher im Franz Wolters-Haus, einer Caritas-Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, war diese Neugier, vielleicht auch Sehnsucht wieder da: „Wenn man jeden Tag Menschen sieht, die trotz schwerer Schicksale glücklich sind, dann wird man nachdenklich.“ Gottvertrauen ändere die Sichtweise und erleichtere den beruflichen Alltag: „Der Glaube ist ein Ruhepol im manchmal hektischen Alltag, der mir gut tut“, ergänzt der 24-Jährige. Über Religiöses tauscht er sich auch mit den Kollegen aus. Einer von ihnen wird Sperlings Taufpate.

Familie Meller wird in der Osternacht von guten Freunden zum Taufbecken begleitet werden. Christliche Werte hat das Ehepaar immer schon gelebt, später auch an die beiden Kinder weitergegeben: „Uns war es nur nicht so bewusst.“ Sylvana Meller arbeitet als Zahnarzthelferin, ihr Mann ist gelernter Installateur und nur am Wochenende zu Hause. Die wenige gemeinsame Zeit nutzte die Familie in den vergangenen Wochen, um über Gott und Glauben zu sprechen. Vor allem der achtjährige Sohn hat immer neue Fragen.

Regelmäßig haben sich die drei erwachsenen Taufbewerber mit Pfarrer Markus Thoms getroffen. Zusammen sind sie den Kleinen Katechismus als Einführung ins Christsein durchgegangen: „Wir haben ihn gelesen und uns an den einzelnen Themen und Fragen entlanggehangelt“, beschreibt der Pfarrer von St. Anna die Vorbereitung auf das besondere Fest.

Dass sie sich nach der Taufe in der Pfarrei engagieren möchten, steht für alle fest. Wie und was genau sie tun wollen, überlegen die drei Erwachsenen in Ruhe. Im Kindergarten, in der Schule sowie im Franz-Wolters-Haus sind sie sowieso schon bei vielen Aktionen dabei, helfen gerne. Aber vielleicht geht ja noch mehr..

Im Hause Meller steht im Mai erst einmal das nächste wichtige Ereignis an: die Erstkommunion von Lenny. Doch vorher kommt die Osternacht. Aufgeregt werden die Taufbewerber sein, aber gleichzeitig das gute Gefühl haben, endlich richtig dazuzugehören – zur Gemeinde und zu Gott.


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