Perspektiven für die jungen Flüchtlinge

Shoaib Akhtari zeigt Ulrike Chiei (links) und Melanie Speri seine ersten Arbeitsschritte mit dem Werkstoff Holz. Foto: Arbeitsagentur

Ibbenbüren

Ibbenbüren. „PerjuF“ – dieses Kürzel steht für „Perspektiven für junge Flüchtlinge“ und ist der Titel einer Maßnahme, die jugendlichen Flüchtlingen eine erste Orientierung im deutschen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem ermöglichen soll. Ziel ist es, die jungen Menschen auf eine Berufsausbildung vorzubereiten.

In Ibbenbüren startete vor Kurzem eine PerjuF-Maßnahme der Agentur für Arbeit Rheine beim Bildungsträger Lernen Fördern.

20 Teilnehmer hat Ulrike Chiei, Vermittlungs- und Beratungskraft im Integration Point der Agentur für Arbeit Rheine, für den Kurs motivieren können. Leicht war das nicht immer, so ihre Erfahrung: „Das deutsche Ausbildungssystem ist bei den jungen Geflüchteten nicht bekannt, da es etwas Vergleichbares in ihren Herkunftsländern in der Regel nicht gibt. Dort erlernt man die Tätigkeiten, indem man sie einfach ausübt“, erklärt sie.

Das Ansehen einer solchen angelernten Tätigkeit sei nicht sehr hoch. „Außerdem ist den jungen Flüchtlingen, die ich betreue, unser Bildungssys­tem noch völlig unbekannt. Sie können mit dem Begriff einer Ausbildung meist nicht viel anfangen“, so die Expertin. Und deshalb muss sie viel Überzeugungsarbeit leisten: „Ich erkläre den jungen Menschen, dass man im Betrieb und in einer Fachschule lernt und am Ende der Ausbildung mit dem Abschlusszeugnis ein anerkanntes Zertifikat, also eine Art Diplom, erhält. Dann ist das Interesse an einer Lehre da.“

Shoaib Akhtari musste Ulrike Chiei nicht lange überzeugen. Der 22-jährige Afghane ist hoch motiviert und freut sich über die Chance, im PerjuF-Kurs bei Lernen Fördern unterschiedliche Tätigkeiten kennenzulernen. Aktuell wird mit dem Werkstoff Holz gearbeitet. Stolz zeigt Shoaib Akhtari, wie man das Werkstück vorbereitet, damit später ein Brettspiel daraus wird. Später stehen noch Metall und Farbe sowie der Bereich Hauswirtschaft auf dem Programm. Insgesamt vier bis sechs Monate lang nehmen die jungen Männer am Kurs teil, berichtet Melanie Speri, Projektleiterin bei Lernen Fördern.

„Im aktuellen PerjuF-Kurs sind insgesamt sieben Nationen vertreten. Da sie alle unterschiedliche Muttersprachen sprechen, ist Deutsch bei uns die gemeinsame Sprache. Dadurch machen die Teilnehmer recht schnelle Fortschritte“, so Speri. Neben dem Spracherwerb soll die Maßnahme die jungen Flüchtlinge darauf vorbereiten, eine eigenständige Berufswahlentscheidung zu treffen und eine Ausbildung aufzunehmen. „Natürlich gibt es bei uns auch theoretischen Unterricht, zum Beispiel in Mathematik“, so Speri. „Wichtig ist uns außerdem, dass die Teilnehmer praktische Erfahrungen machen.“ Damit am Ende eine fundierte Berufswahlentscheidung steht, absolvieren die Teilnehmer während der Maßnahme auch unterschiedliche Praktika in Betrieben.

„Hier lernen die jungen Leute, wie die Betriebsabläufe in deutschen Unternehmen aussehen. Im besten Fall wird aus einem erfolgreichen Praktikum ein Ausbildungsvertrag“, das wünscht sich Ulrike Chiei für die Teilnehmer. Shoaib Akhtari würde gerne beim Holz bleiben und am liebsten draußen arbeiten: „Zimmerer wäre vielleicht ein schöner Beruf.“


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