Es gibt kein Falsch und kein Richtig

Schüler des Ibbenbürener Johannes-Kepler-Gymnasiums haben mit dem Künstler Mika Springwald am 14. März ihre ganz eigene Kreuzwegstation gesprüht. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Niewöhner

Ibbenbüren

Ibbenbüren. Diskriminierung, das Wort ist Wiebke Beckemeyer wichtig –“weil viele Menschen vorverurteilt werden“, sagt die 18-Jährige. Mit heller Farbe sprüht sie die einzelnen Buchstaben über eine Schablone auf die dünne Holzplatte.

Neid, Eifersucht, Leid – den Schülern des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Ibbenbüren fallen spontan noch weitere Begriffe ein, die unbedingt aufs Bild müssen. Alle gehören irgendwie zu ihrem Alltag. Mit dem Osnabrücker Künstler und Sozialarbeiter Mika Springwald, der die Idee für den ökumenischen Jugendkreuzweg 2017 hatte, haben die Gymnasiasten am 14. März ihre ganz eigene Kreuzwegstation gestaltet – angelehnt an Springwalds Vorlagen. Der war nicht nur für das kreative Projekt an die Schule gekommen.

Im Gepäck hatte der Stencil-Artist auch die sieben Originalbilder des aktuellen Kreuzweges, die von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der deutschen Bischofskonferenz, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland herausgegeben wurden. Bis zum 21. März sind diese im Kepler-Gymnasium zu sehen. Anschließend gibt Schulseelsorger Christoph Moormann den Kreuzweg an seine Kollegin Doris Hasenkamp-Jakob in Rheine weiter. Ein Kind, den Kopf gesenkt; ein Mann im knallgelben Overall mit Handschuhen, Mundschutz und Sicherheitsbrille; ein Mann, nicht mehr ganz jung, zusammengekauert auf dem Boden, neben sich eine Tasche; ein Mädchen, in der Hand den abgerissenen Arm eines Teddys – die Bilder des ökumenischen Kreuzweges 2017 mit dem Titel „Jesus Art“ wurden 2015 mit Firmanden in Geldern erarbeitet: „Wir haben uns immer wieder gefragt, was wäre, wenn Jesus heute leben würde“, beschreibt Springwald den künstlerischen Prozess. Herausgekommen sind sieben Stationen, von denen jede auch für sich stehen kann: Sexueller Missbrauch, Ausgrenzung, Umweltkatastrophen, Krieg, Flucht und Vertreibung: „Alle Situationen passen in unsere Zeit“.

Ergänzt werden die Bilder durch Impulsfragen und O-Töne. Außerdem gibt es zu jeder Station Filmclips, die Youtuber entwickelt haben. Der Kreuzweg steht auch als App zur Verfügung. Das Material mit Texten, Musik und Videos wollen die Fachlehrer des Johannes-Kepler-Gymnasiums in den nächsten Tagen nutzen, um den Kreuzweg im übertragenen Sinn im Religionsunterricht zu gehen. Schulseelsorger Christoph Moormann freut sich über das große Interesse des Kollegiums. Die drei Bilder, die die Schüler gesprüht haben, bleiben in Ibbenbüren.

Die Kirchengemeinden vor Ort haben bereits ihr Interesse angekündigt und würden die Werke gerne ausstellen. Springwald ist begeistert von dem, was die Jugendlichen geschaffen haben: „Es gibt kein Falsch und kein Richtig“, betont er. Viel wichtiger als das Ergebnis ist ihm, dass sich die Jugendlichen ausgetauscht haben – gerade und besonders über Themen, die auf dem Pausenhof eher nicht dran sind.


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