„Wertarbeit“ hilft Langzeitarbeitslosen

Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion um die Vorsitzende Elisabeth Veldhues (vorn, 3.v.l.) informierten sich jetzt in Ibbenbüren über das Sozialunternehmen „Wertarbeit“. Dessen Geschäftsführer Bernd Moorkamp (hintere Reihe, 2.v.l.) schilderte die aktuelle Situation. Foto: SPD

Ibbenbüren

Kreis Steinfurt/Ibbenbüren. Die SPD-Kreistagsfraktion informierte sich bei „Wertarbeit“, dem Sozialunternehmen des Kreises Steinfurt, über dessen Arbeit, berichtet die Partei jetzt in einer Pressemitteilung.

Exemplarisch stellt die SPD die Arbeit von Wertarbeit am Fall von Elisabeth F. vor, die über Jahre bei Bewerbungen als Hauswirtschafterin nur Absagen kassierte. Am Ende war sie das, was im Behördendeutsch als „langzeitarbeitslos“ bezeichnet wird. Stempel drauf, Schublade zu. Doch Frau F. hat sich aus dieser Schublade des Vergessens befreit. Mit Hilfe der „Wertarbeit“, dem Sozialunternehmen des Kreises Steinfurt, schreibt die SPD in ihrer Pressemitteilung.

Elisabeth F. klingt nicht verbittert, sondern einfach nur realistisch. „Als alleinerziehende Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern hat man eben einen schweren Stand, da tun sich die Arbeitgeber mit einer Festanstellung sehr schwer“, sagt sie im Rückblick auf ihre Arbeitssuche. Mit drei 450-Euro-Jobs gleichzeitig hat sie sich und ihre beiden Kinder daher über Wasser gehalten. Zusätzlich war sie auf Leistungen aus Hartz IV angewiesen. Das tat weh, das ging an ihr Selbstwertgefühl. „Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, dem Staat auf der Tasche liegen, das gab es bei uns nicht. Ich wollte immer von meiner eigenen Arbeit leben können“, betont sie.
Das hat sie jetzt geschafft: Seit einem halben Jahr hat sie wieder einen festen, sozialversicherungspflichtigen Job. Als Hauswirtschafterin im Familienzentrum in Laggenbeck. Klar ist für sie: „Ohne die Hilfe der ‚Wertarbeit‘ hätte ich das wohl niemals geschafft!“

Darum geht es bei der „Wertarbeit“, wie Geschäftsführer Bernd Moorkamp im Rahmen einer Gesprächsrunde mit der SPD-Kreistagsfraktion deutlich macht, in der sich die Politiker über das vom Kreis getragene Sozialunternehmen ausführlich informierten.

Langzeitarbeitslose oder auch schwer behinderte Menschen, die schlechte Chancen auf dem regulären, dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt haben, werden bei diesem seit 2014 tätigen Sozialunternehmen des Kreises Steinfurt angestellt. Gefördert werden ihre Beschäftigungsverhältnisse aus öffentlichen Mitteln: Jährliche Zuschüsse durch den Kreis Steinfurt, für 2017 gedeckelt auf maximal 280 000 Euro. „Mit diesen Eigenmitteln des Kreises werden gut 30 Prozent Erlöse erzielt und noch einmal 52 Prozent Bundes- und Landesmittel akquiriert“, so Moorkamp.

Menschen wie Elisabeth F. werden bei „Wertarbeit“ Schritt für Schritt fit gemacht für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt. Sie werden behutsam und intensiv betreut. Schon 56 Prozent aller bisher bei „Wertarbeit“ betreuten Personen konnten dauerhaft in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Die Beschäftigungsfelder sind vor allem haushaltsnahe Dienstleistungen, Betreuungsleistungen für alte oder behinderte Menschen, Hausmeisterdienste, Verwaltung oder auch ein Sozialkaufhaus. „Wir haben viele Ideen für weitere Beschäftigungsmöglichkeiten“, so Moorkamp.
„Jeder sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz, der auf diese Weise vermittelt wird, ist wichtig. Für die betroffenen Menschen, aber auch für unsere Gesellschaft. Und die Sozialhaushalte des Kreises werden ebenfalls entlastet“, betont Elisabeth Veldhues. Die SPD wolle mit ihrem Besuch auch ein Zeichen setzen, sagt sie.

Denn die „Wertarbeit“ steht politisch unter Druck. Ob es nach Auslaufen der Förderung durch den Kreis (Juni 2018) weitergeht, ist ungewiss. Geht es nach CDU und FDP, kann es einen Fortbestand nur ohne weitere Subventionierung geben.
Und noch eine Hoffnung hegt Moorkamp: Dass die „Wertarbeit gGmbH“ nicht immer nur im Zusammenhang mit dem Klostercafé in Gravenhorst gesehen wird. „Die Diskussion darüber hat uns sehr geschadet.“ Noch bis September betreibt „Wertarbeit“dieses Café, das partout nicht aus den roten Zahlen herauskommt. Für SPD-Chefin Elisabeth Veldhues steht fest:„Das Defizit hat nichts mit der Wertarbeit zu tun. Es ist einfach schwer, in Gravenhorst ein wirtschaftlich erfolgreiches Café zu führen.“


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