Spannendes Referat über das Heuerlingswesen

Das Foto zeigt einige Interviewpartner aus Lengerich und Lienen mit dem Ehrenvorsitzenden des Lengericher Heimatvereins. Das Foto zeigt einige Interviewpartner aus Lengerich und Lienen mit dem Ehrenvorsitzenden des Lengericher Heimatvereins. Foto: privat

Lengerich

Tecklenburg-Leeden. Viele Zuhörer, auch aus anderen Orten wie Lengerich und Lie­nen, lauschten gebannt dem Vortrag von Bernd Robben über das Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland, zu dem der Altherren-Club Leeden kürzlich eingeladen hatte.

Nach der Andacht und dem traditionellen Weggeessen stellte Wilfried Brönstrup den Rektor a.D. Bernd Robben aus Emsbüren vor, der das Buch „Wenn der Bauer pfeifft, müssen die Heuerleute kommen“ geschrieben hat.

Mittlerweile ist das Buch von Bernd Robben und Helmut Lensing in sechster Auflage erschienen. „Aber wenn diese Auflage verkauft ist, wird nicht mehr nachgedruckt“, erklärte Robben vorweg. Außerdem sei Leeden der Mittelpunkt des untersuchten Gebietes von Niedersachsen und NRW, so Robben. In seinem Vortrag schlug der Autor einen Bogen vom Heuerlingswesen im 17. und 18. Jahrhundert bis zur Situation auf den Bauernhöfen nach dem 30-jährigen Krieg.

Robben, der seinerzeit einen Bauernhof geerbt hatte, zog in das zugehörige Heuerhaus ein. Heuerhaus sowie das Buch „Aus dem Leben eines Heuerlings und Arbeiters“, von Rudolf Dunkmann, hätten ihn inspiriert, das Heuerlingswesen zu erforschen. Dunkmann ist 1902 geboren und 1982 verstorben. Er hat als Mitglied und teilweise Schriftführer in den meisten Leedener Vereinen aktiv am Gemeindeleben mitgewirkt und in seinem Buch die Gebräuche der Vergangenheit detailliert beschrieben.

In dem gut gegliederten Beamer-Vortrag berichtete Robben weiterhin, dass damals die Größe der Höfe ein Gradmesser für Ansehen und Stellung des Hofeigentümers, aber auch der abgehenden Kinder war. „Nach dem 30-jährigen Krieg zogen etwa 35.000 Heuerleute jedes Jahr im Mai bei Lingen über die Ems in die Niederlande, um dort in harter Arbeit, mit Krankheit bisweilen auch Tod, Geld zu verdienen“, so Robben.

Um 1850 wanderten viele Heuerlinge nach Amerika aus und ganze Dörfer waren leer. Einige von ihnen hatten Glück und sind als Auswanderer reich geworden. Durch das nach dem Ersten Weltkrieg eingeführte Wahlrecht für Heuerleute entstanden die so genannten Heuerlingsverbände.

Es gab zu den Ausführungen von Bernd Robben viel Erstaunen und großen Applaus. Im Anschluss nahm Robben Video-Interviews mit einigen Interessierten auf, die aus ihrer Vergangenheit als Heuerleute berichteten. So erzählte zum Beispiel Andreas Finke aus Leeden, dass er im Heuerhaus des Ritterguts Rehorst in Leeden mit der Familie gewohnt habe, Schmiedemeister geworden sei und später bei Amazone-Dreyer gearbeitet habe, um bei der Montage von Landmaschinen für Bauern mitzuwirken. Ein klassischer Fall.


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