Freiheitsgewinn durch Geld?

Prof. Dr. Dr. Michael Weinrich referierte im Rahmen der Theologischen Vortragsreihe. Foto: Christine Fernkorn

Lengerich

Lengerich. „Die Wirklichkeit unserer Freiheit liegt im lebendigen Miteinander mit dem Nächsten“, so Prof. Dr. Dr. Michael Weinrich am 5. März in einem gut besuchten Vortrag im Rahmen der Theologischen Vortragsreihe in Lengerich.

Die Reihe des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg steht im 500. Jubiläumsjahr der Reformation unter dem Motto „Einfach frei“. „Nur eine geschenkte Freiheit befreit von den Zwängen der Selbstbefreiung“, so der Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Als Christen seien wir nicht für uns, sondern mit den anderen und mit Gott im Dialog. Die Freiheit ereigne sich im Horizont dieser Wirklichkeit. Der Andere sei nicht die Begrenzung meiner Freiheit, sondern ihre Bestätigung und Erfüllung. 

Der Freiheitsgewinn durch Geld scheine in unserer Gesellschaft besonders evident zu sein, auch wenn Geld allein nicht glücklich mache. Freiheit erscheine vielen Menschen als das Ende oder die Überwindung der von uns wahrgenommenen Gefangenschaften. „Doch“, so der Theologe weiter, „vollzieht sich unser Leben stets unter von uns nicht ohne Weiteres abzustellenden Umständen und Bedingungen. Mit unserem Leben sind wir in ein eng geknüpftes Bedingungsnetz versetzt, dass wir uns nicht aussuchen können und das ebenso wenig einfach abgestreift werden kann“, führte er aus.

In seinem Vortrag hob er auf unterschiedliche Perspektiven der Freiheit ab: dies seien die Wahlfreiheit, die Freiheit zur Selbstverwirklichung und die Freiheit zur Beziehung. Die Wahlfreiheit, so Weinrich, sei eine grundlegende Voraussetzung für weiterreichende Perspektiven der Freiheit. Sie sei trivial, solange sie sich im Rahmen der Angebotsalternativen bewege. In besonderer Weise zeige auch der psychologisch von der Werbung massiv beeinflusste Markenwahn nicht nur unter Jugendlichen, welch ein Druck auf der Wahlfreiheit liege, erläuterte der Theologe. Zweifellos sei die marktgesteuerte Wahlfreiheit ein mit vielen Illusionen behaftetes Luxusproblem unserer Konsumgesellschaft, an dem sich auch eine spezifische Armut unseres Reichtums zeige.

Weinrichs Fazit: „Es hat sich gezeigt, dass das Verständnis der Freiheit wesentlich davon abhängt, als wer der Mensch angesehen wird.“


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