Patientenbegleiter geben Senioren Sicherheit

Im Kreis der ehrenamtlichen Patientenbegleiterinnen Rita Bolte, Waltraud Meyer, Roswitha Schott und Thekla Bark­mann (von links) überreichte Vera Kalkhoff den Preis an Karin Bockstette (Vierte von rechts). Sie und Mitinitiator Ewald Piepel (hinten) freuten sich mit Jfd-Geschäftsführerin Birgitt Overesch (Sechste von links), Jfd-Vorstandsmitglied Anne Mühlenberg (hinten Mitte), Fachbereichsleiterin Inga Kroening (Dritte von rechts), dem stellvertretenden Bürgermeister Norbert Kahle und Petra Leugers als Vertreterin der Mathias-Stiftung.Foto: Jfd Rheine

Rheine

Rheine. Ein Arztbesuch oder auch ein bevorstehender Krankenhausaufenthalt können ältere und alleinstehende Menschen schwer belasten. Ihnen in dieser Situation emotionalen Beistand und praktische Hilfe zu geben, ist das Ziel des Jugend- und Familiendienstes e.V. (Jfd). 

„Hier wird Mitmenschlichkeit in sehr unmittelbarer Weise gelebt. Ehrenamtler nehmen sich derjenigen an, die sich in einer körperlich oder mental schwierigen Lage befinden. Sie vermitteln ihnen ein Stück Sicherheit, geben vielleicht sogar Geborgenheit und Zuversicht“, lobte Vera Kalkhoff das Konzept. Die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Westfalen-Initiative erläutert damit zugleich die Jury-Entscheidung, das Projekt im Rahmen des diesjährigen Wettbewerbs „Westfalen bewegt“ mit einem dritten Preis zu würdigen. 

In dem Projekt geht es darum, alten und alleinstehenden Menschen, die einen Krankenhausaufenthalt oder Arzttermin absolvieren müssen, emotionalen Beistand und praktische Hilfe zu geben. Das Konzept beschränkt sich bewusst nicht nur auf die Begleitung bei Krankenhausaufenthalten, sondern schließt auch Arzttermine und Untersuchungen mit ein. Die Hilfe der Ehrenamtler, die der Jfd Rheine vermittelt und in Schulungen auf ihre Aufgabe vorbereitet, ist für Personen, die sie in Anspruch nehmen, kostenfrei – bis auf eventuelle Fahrt- und Aufwandskosten wie Parkgebühren. Patientenbegleiter kann grundsätzlich jeder werden, wobei der Jfd besonderes Augenmerk auf die Vertrauenswürdigkeit legt. Denn die Begleitung reicht in die Privatsphäre der Menschen hinein. Acht Patientenbegleiter sind derzeit aktiv. Zwei von ihnen sind seit dem Projektstart vor fast vier Jahren dabei. Insgesamt haben sich 15 Patientenbegleiter ausbilden lassen.

Wie wichtig ihre Arbeit ist, weiß auch Petra Leugers, Pflegebereichsleitung am Jakobi-Krankenhaus. Die Stiftung Mathias-Spital, zu der die Betriebsstätte gehört, haben die Patientenbegleiter derart überzeugt, dass sie sich an der Auszeichnung beteiligt hat. „Die Patientenbegleiter sind Ansprechpartner während der Behandlung und gestalten die Entlassung mit. Sie sind damit ein wesentliches Bindeglied zwischen dem ärztlichen und pflegerischen Personal und dem älteren Menschen. Aus Sicht des Fachpersonals, das oft über die persönliche und familiäre Situation der Patienten gut informiert ist, können wir die Freiwilligen­initiative jederzeit weiterempfehlen“, so Petra Leugers.

Unterstützt wird das Projekt von der Stabsstelle „Ehrenamtliches Engagement“ der Stadt Rheine. „Hier übernehmen Menschen hohe Verantwortung für Mitmenschen. Wir wissen angesichts des demografischen Wandels, dass der Bedarf an Patientenbegleitern steigen wird“, so der stellvertretende Bürgermeister Norbert Kahle. Bei allem ehrenamtlichen Engagement müssen aber auch Schulungen und begleitende Unterstützung der Patientenbegleiter organisiert werden. Dafür fallen Personal- und Verwaltungskosten an. Schulungsreferenten sind zu zahlen und die Öffentlichkeitsarbeit muss finanziert werden. Da kommen die 3.000 Euro Preisgeld gerade recht.

Mit seinem Ansatz erfüllt das Projekt alle wesentlichen Kriterien des Wettbewerbs „Westfalen bewegt“. Der war in diesem Jahr zum fünften Mal ausgeschrieben. Er richtet sich an Gruppen in Westfalen, die in nachahmenswerter Weise die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand nehmen. Dieses beispielhafte bürgerschaftliche Engagement fördert die Westfalen-Initiative in 2017 im Einzelfall mit bis zu 8.000 Euro.
In diesem Jahr stehen 38.000 Euro zur Verfügung. Seit 2013 hat die Westfalen-Initia­tive 47 Projekte mit 245.000 Euro ausgezeichnet.


Anzeige