„Das offene Ohr“ wird geschlossen

Das Team vom ökumenischen Sozialbüro „Das offene Ohr“ hört auf. Die Ehrenamtlichen geben zum Jahresende das Beratungs­angebot an der Emsdettener Straße auf. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner

Steinfurt

Steinfurt (pbm/gun). Sie haben vielen Menschen in Not geholfen. Ganz unbürokratisch und schnell. Doch inzwischen sind neue Einrichtungen von Caritas und Diakonie gegründet worden und haben diese Aufgabe übernommen.

Deshalb hat das ehrenamtliche Team des ökumenischen Sozialbüros „Das offene Ohr“ in Steinfurt beschlossen, nach fast 15 Jahren Ende Dezember das Beratungsangebot im Ladenlokal an der Emsdettener Straße aufzugeben.

„Wir sind damals zur richtigen Zeit für die Menschen da gewesen“, schaut Teamsprecher Alfred Brunstermann zufrieden zurück. Doch inzwischen gebe es professionelle Anlaufstellen der beiden Kirchen vor Ort, durch die die Zahl der Ratsuchenden im „Offenen Ohr“ stetig weiter zurückgegangen sei – von über 200 auf rund 80 im Jahr.

Das war 2000 noch anders. Den vielen Menschen, die für ihre sozialen Probleme keine Anlaufstelle fanden, wollten die Kirchengemeinden vor Ort eine regelmäßige Beratung anbieten. Im Frühling 2003 wurde das Café der ehemaligen Bäckerei Badde angemietet. Dort hörten sich Maria Pelken, Resi Schenk, Josef Wachsmann, Elisabeth Hünteler und Gaby Beuing nicht nur die Sorgen der Klienten an – sie packten auch an. Bis heute ist es oftmals die finanzielle Not, die Menschen ins „Offene Ohr“ kommen lässt. Zielgruppe waren zunächst die Menschen im Ortsteil Borghorst, später alle Ratsuchenden in der Stadt Steinfurt.

„Wir haben niemanden weggeschickt“, erinnert sich Brunstermann. 2008 zog das Sozialbüro ein paar Meter weiter Richtung Innenstadt. Die Familie Bittner stellte ihre ehemaligen Fleischerei-Geschäftsräume zur Verfügung.

Besonders stolz sind die Ehrenamtlichen vom „Offenen Ohr“ auf den „Dialogpreis für gute Taten“, den sie 2009 vom Bistum Münster bekommen haben. Langweilig war es im „Offenen Ohr“ nie. Neben den Sprechstunden starteten die Teammitglieder immer neue Aktionen – wie beispielsweise die adventliche Lebensmittelsammlung für die Steinfurter Tafel. Kontinuierlich bildeten sich die Mitarbeiter weiter. So konnten sie den Ratsuchenden beim Ausfüllen von Formularen helfen. Aber auch die Begleitung bei Arztbesuchen wurde immer wieder angefragt.

Egal, was es zu tun gab, auf die Unterstützung des städtischen Sozialamtes und der Kirchengemeinden konnten die Helfer setzen: „Das hat vieles vereinfacht“, lobt Brunstermann die unkomplizierte Zusammenarbeit.
Nach dem Ausscheiden von Gaby Beuing vor zwei Jahren hat er die Teamsprecher-Aufgabe übernommen. Brunstermann war es auch, der mit Pfarrer Markus Dördelmann und Pfarrer Holger Erdmann die zurückgehenden Klientenzahlen besprochen und eine Entscheidung getroffen hat: „Das Ende der Einrichtung ist uns nicht leichtgefallen.“

Aber Brunstermann sieht auch die anderen Hilfs- und Beratungsangebote in der Stadt, die gute Arbeit leisten. Hinzu kommt die Tafel, die vor allem denen mit wenig Geld ermög­licht, Notwendiges an Lebensmitteln einzukaufen.


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