Tecklenburger Land (hp). Die Ingenieure haben sich scheinbar verrechnet in den 1960er Jahren, als sie die Lebensdauer der drei Talbrücken Exterheide, Smanforde und Habichtswald kalkulierten: Die Bauwerke sollten hundert Jahre stehen, keine fünfzig sind‘s geworden.
Im Herbst 2015 begann an den drei Brücken der Abriss je einer der beiden Fahrtrichtungen nach Bremen oder Münster. Danach begann der Bau von je drei neuen Brückenteilen ebenfalls in zunächst nur eine Fahrtrichtung. Der Verkehr wird dabei auf das alte verbliebene Teilstück umgeleitet. Ist das jeweils neue Brückenteilstück fertig, wird der Verkehr auf den Neubau umgeleitet und der Abriss des zweiten alten Brückenteilstückes und der anschließende Neubau beginnt. Jeweils rund ein bis anderthalb Jahre dauern die gleichzeitig an allen drei Brücken durchgeführten Arbeiten pro Fahrtrichtung. Rund 60 Millionen Euro soll das gesamte Projekt kosten. Finanziert wird es aus Bundesmitteln.
„Die Standfestigkeit der alten Brücken war nicht mehr gegeben“, erklärt Berhard Heine vom Landesbetrieb Straßen.NRW den Grund für Abriss und Neubau lange vor Ende der voraussichtlichen Nutzungsdauer. Auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche im Baubüro in Tecklenburg-Leeden informierte Heine, zugleich Projektleiter für den Bau der Talbrücken, über den Zwischenstand der Arbeiten, die aktuell im Plan liegen.
Wirklich „verrechnet“ haben sich die Ingenieure in den 1960er Jahren natürlich nicht, als sie ihren Brücken eine Lebensdauer von hundert Jahren bescheinigten. Die Ingenieure sind lediglich von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Denn der Straßenverkehr hat erheblich mehr zugenommen als im Jahr 1968 prognostiziert wurde, und insbesondere war es der seitdem stark gestiegene Lkw-Verkehr, der den Brücken immer stärker zusetzte und zusetzt.
Die Statik aller Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen wird daher anhand neuer und dem heutigen Verkehr angepassten Rechenmodellen überprüft. Besonders geschädigte Bauwerke wie die drei Brücken im Tecklenburger Land mussten darum zeitnah, laut Vorgabe bis spätestens 2019, ersetzt werden. Dieser Termin kann voraussichtlich gehalten werden. Die Fertigstellung ist für Herbst 2018 angepeilt.
„Hundert Jahre“, lächelt Berhard Heine, als er auf der Pressekonferenz gefragt wird, wie lange denn die neuen Brücken halten sollen. „Solche Berechnungen sind natürlich außerordentlich schwierig anzustellen“, ergänzt Josef Brinkhaus, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßen.NRW, und meint damit nicht nur das unvorhersagbare Verkehrsaufkommen in den nächsten hundert Jahren: „Wissen wir denn, ob Autos in 25 Jahren noch auf Gummireifen über die Straßen rollen?“, stellt er als Frage in den Raum.