Schiller im Gewölbe

Zeha Schröder und Stefan Nászay bei der Probe. Foto: privat

Greven

Nordwalde. Ab in den Keller geht es am 28. Mai (Sonntag) auf dem Bispinghof. Im urigen Gewölbe des Herrenhauses führen „freuynde + gaesdte“ ab 17 Uhr ihren ganz speziellen „Don Karlos“ auf. 

Eine ungekürzte Vorstellung von Schillers „Don Karlos“ würde sieben Stunden dauern, rund 40 Schauspieler und Komparsen benötigen und etliche Szenenwechsel. Die Theatermacher von „freuynde + gaesdte“ haben das Stück für den kleineren Rahmen zurechtgestutzt. Als „Karlos!“ wird es in einem einzigen Raum gespielt mit nur zwei Figuren und aus einem Blickwinkel – dem der Freundschaft zweier Männer.

Das Setting ist angelehnt an den Beginn des fünften Aktes: Karlos, unter Arrest gestellt, erhält Gefangenenbesuch von seinem Jugendfreund und Vertrauten Posa. Das Stück beginnt quasi in der Katastrophe – und folgt dann einer Rückwärts-Dramaturgie, die Ähnlichkeiten mit Christopher Nolans „Memento“ aufweist: Im vertraulichen Gespräch entfaltet sich die Vorgeschichte der Rahmenhandlung. Die Protagonisten tauschen Informationen und Erinnerungen aus, schildern Szenen, die der jeweils andere nicht erlebt hat, und durchleben die diversen Stationen von Neuem. Nach und nach erfahren die beiden Charaktere (und mit ihnen die Zuschauer), wie sie in die jetzige Situation geraten sind, von welchen Motiven und (Fehl-)Informationen sie geleitet wurden. Missverständnisse werden geklärt, Lügen aufgedeckt, Komplotte enttarnt. Das geht nicht ohne gegenseitige Vorwürfe vonstatten, auch nicht ohne Ungerechtigkeiten und haltlose Unterstellungen. Und letztlich kann es die beiden Protagonisten auch nicht mehr retten; die Tragödie nimmt ihren Lauf, ganz in Schillers Sinne.

Regie führt Anke Winterhoff, Darsteller sind Zeha Schröder und Stefan Nászay. Veranstalter ist der Förderverein Bispinghof e.V. Karten gibt es für 15 Euro bei Buch & Mehr oder an der Tageskasse.


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