Lengericher Frauen und ihre Lebensgeschichten

Helgard Weiß (l.) und Ingrid Rolfes sind Herausgeberinnen des Buches „Lengericher Frauen – erzählte Lebensgeschichten“. Foto: Detlef Dowidat

Lengerich

Lengerich. Die Korrekturen sind gelesen, der Druck steht kurz bevor. Voller Vorfreude warten nicht nur die Initiatorinnen Ingrid Rolfes und Helgard Weiß, sondern auch alle, die daran mitgewirkt haben, auf die Vorstellung eines Buches, das in Lengerich für Schlagzeilen sorgen dürfte. „Lengericher Frauen – erzählte Lebensgeschichten“ lautet der vielsagende Titel. 39 Geschichten werden in dem Werk erzählt, geschrieben von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren. 

Im Mittelpunkt der zweijährigen Arbeit wurden Frauen gestellt, die auf der einen Seite prägend für die Stadt waren und sind, auf der anderen Seite aber auch im Stillen gewirkt und sich dadurch Aufmerksamkeit verdient haben.„Die Idee hatte Ingrid Rolfes, inspiriert durch ihre Schwes­ter, die in Vreden etwas Ähnliches gemacht hatte. Ein Buch über Frauen in Lengerich, da war ich sofort hellauf begeistert“, schildert Helgard Weiß. Schnell waren sich beide einig, das Werk auf den Weg zu bringen. „Wir publizierten unsere Idee. Schon nach kurzer Zeit interessierten sich über 50 Frauen und Männer, die mitmachen oder uns unterstützen wollten. Das machte natürlich Mut“, erzählt Weiß.

Die beiden Initiatorinnen stellten das Projekt dann im Heimatverein vor, in dem sie Mitglieder sind. Es fand hohe Anerkennung und es wurde Hilfe angeboten. So standen für die Arbeits­treffen im Heimathaus an der Bergstraße immer Räumlichkeiten zur Verfügung. 

Weitere Unterstützung fanden Weiß und Rolfes in Adelheid Zühlsdorf-Maeder von der Evangelischen Erwachsenenbildung des Kirchenkreises Tecklenburg. Sie vermittelte die professionelle Biografienschreiberin Claudia Berghorn aus Münster als „Lehrerin“. „Mit ihr zusammen haben wir im Laufe der zwei Jahre viel über das Schreiben, die Formate, stilistische Elemente, Formulierungen und Ähnliches dazugelernt“, berichtet Ingrid Rolfes. „Als dann noch Gerda Zirbes aus dem Heimatverein für die Treffen selbst gebackenen Kuchen und auch Tee und Kaffee bereitstellte, waren die Voraussetzungen für gute Arbeit gegeben“, ergänzt Helgard Weiß.

Den Autoren wurde sehr viel freie Hand gelassen. „Es wurden keinerlei Vorgaben über die zu beschreibenden Personen gegeben. Auch die Art der jeweiligen Artikel ist sehr unterschiedlich. Neben Erlebniserzählungen, Berichten und Interviews gibt es Texte in lyrischer Form. Auch plattdeutsche Ausführungen sind dabei. Viele Texte wurden nach Interviews geschrieben. Andere handeln von Frauen, denen man posthum die Bewunderung und Hochachtung zeigen wollte. Das bedeutete sehr aufwendige Archivarbeiten“, erläutert Helgard Weiß.

Der Inhalt des Buches „Lengericher Frauen – erzählte Lebensgeschichten“ ist geprägt von Schicksalen völlig unterschiedlicher Frauen. Foto: Dowidat

 

Als ältestes Beispiel wird über Frauen aus dem „Patriotischen Frauenverein 1814“ berichtet. Weiter im Blickpunkt steht eine Frau aus Russland, die in Lengerich eine neue Heimat fand, sowie kompetente Firmenleiterinnen und Frauen, die sich in Männerdomänen behaupten. Geschildert wird ferner das Leben einer Gründerin von Kindergärten in Namibia und das einer 100-Jährigen, die über ihre Zeit im Heuerhaus, ihre Hochzeit und ihre Urenkel berichtet. Zu lesen gibt es Geschichten über Migrantinnen, über die Gründerin des Hospizvereins oder über eine Frau, die außerhalb der trennenden Mauern der früheren Anstalt aufgewachsen ist. Summa summarum sind 39 sehr unterschiedliche Artikel entstanden. Das verbindende Element ist der Bezug zu Lengerich, der Industriestadt am Teutoburger Wald. „Sei es die Geburt oder die hier verbrachte Kindheit, die Schulzeit oder der Zuzug nach Flucht und Vertreibung oder auch die Liebe, die den gemeinsamen Nenner Lengerich bilden. Es sind allesamt wunderschöne Geschichten“, machen Ingrid Rolfes und Helgard Weiß neugierig. Geschrieben sei alles für Menschen, die an der Geschichte Lengerichs interessiert sind, die an den Schicksalen von Frauen teilhaben möchten oder die sich überraschen lassen wollen durch die Geschichten von Frauen, die trotz vieler Schwierigkeiten ihr Leben meistern oder gemeistert haben. 


„Uns hat die Arbeit an diesem Buch sehr viel Spaß gemacht. Es haben sich viele Mitbürgerinnen und Mitbürger für die Idee des Buches begeistert. Wir wurden von einer Welle der Sympathie getragen und so konnten wir auch viele der Hemmnisse und Schwierigkeiten leichter überwinden“, blicken die beiden Herausgeberinnen dankbar zurück.

Am 28. Oktober (Freitag) wird aus Anlass der Herausgabe des Buches ein Fest gefeiert mit allen Schreiberinnen und Schreibern, Helferinnen und Helfern, allen Begeisterten und allen Interessierten.

 


Anzeige