Busfahrkarte im Tausch gegen den Führerschein

Axel Zunker (Verkehrsgesellschaft, 3.v.r.) und Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann (r.) gratulierten Loni Ebler (2.v.r.) im Beisein von Jutta Kordts (Vorsitzende des Seniorenbeirates, l.), Christa Koch (Seniorenarbeit Stadt Rheine, 2.v.l.), des Ideengebers Hermann-Josef Wellen (3.v.l.) und des Ehemannes Helmut Ebler (Mitte) zu Ihrer Entscheidung. Foto: Schulte Renger

Rheine

Rheine (isr). Loni Ebler wird im August 82 Jahre alt. Sie macht einen fitten Eindruck – doch ihre Augen spielen nicht mehr so gut mit wie früher. Deshalb hat sich die rüstige Rentnerin jetzt entschieden, ihren Führerschein freiwillig abzugeben.

 

Über 40 Jahre ist sie unfallfrei unterwegs gewesen; sogar bis zum Garda-See ist sie gefahren und hat sich dabei mit Ehemann Helmut am Steuer abgewechselt. „Vor zwei Jahren wurden meine Augen dann so schlecht, dass ich schon nicht mehr im Dunkeln gefahren bin“, erzählt sie. Da die Sehstärke sich auch nicht wieder verbessern werde und das letzte Ticket ihrer 10er-Buskarte ohnehin gerade verbraucht gewesen sei, habe sie sich spontan entschieden, den Führerschein abzugeben. Dafür bekommt man in Rheine nämlich ein Jahr lang die „Blaue“ geschenkt. Dabei handelt es sich um eine Monatskarte für den Bus, die dann für das gesamte Stadtgebiet gilt. Normalerweise schlägt die „Blaue“ mit derzeit 38,85 Euro pro Monat zu Buche; ab dem 1. August steigt der Preis auf 39,60 Euro an. Zum Vergleich: Eine Einzelfahrt kostet 3 Euro, sodass man den Preis für eine „Blaue“ bei rund 13 Fahrten schon wieder raus hat. Loni Ebler wird die Karte wohl häufig nutzen, denn ihre Tochter wohnt in Altenrheine, sie selbst in Eschendorf: „Die kann ich dann häufiger zum Kaffeetrinken besuchen, auch wenn mein Mann mal keine Zeit hat, mich zu fahren“, lächelt sie.

Am 1. August 2012 begann die Erfolgsgeschichte „Freiwillige Führerscheinabgabe im Tausch gegen eine Jah­reskarte für den Stadtbus“. Ideengeber war Hermann-Josef Wellen. Das Projekt wurde erst im Seniorenbeirat und dann im Sozialausschuss der Stadt Rheine diskutiert und für gut befunden. Die Jahreskarte für den Stadtbus stellt einmalig die Verkehrsgesellschaft zur Verfügung. Loni Eblers Beispiel kann folgen, wer mindestens 60 Jahre alt ist. Der Führerschein wird beim Bürgeramt abgemeldet (Achtung: Sobald dies geschehen ist, dürfen Sie kein Fahrzeug mehr bewegen, das ein Nummernschild hat – dazu gehören auch die großen Scooter!) und nach Flensburg zurückgeschickt.

Mehr Infos zur „Blauen“ gibt es im Kundencenter der Stadtwerke am Borneplatz. Das Ticket wird automatisch zugeschickt. Bis heute haben 420 Rheinenser – mehr Frauen als Männer – freiwillig den Führerschein abgegeben. Derzeit sind es rund 100 Personen pro Jahr, die dafür die „geschenkte Blaue“ in Empfang nehmen.


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